Schweinevogels Webtagebuch [Story] [Strip] [Trade] [Download] [Links]


BlasphemieDIE BIBLISCHE PLAGE Der erste Tag Jun 19, 1997

AUGE: "Auf dem Weg der Gerechtigkeit ist Kleben" ... oder so ist das Motto des Kirchentags in - au Backe! - Leipzig. Auf den Wegen der Stadt ist aber erstmal Belagerungszustand ausgebrochen. Wer hätte gedacht, daß Dschäms Gott soviele Leute auf die Beine bekommt. Hunderttausende GUTMENSCHEN sind aufmarschiert, um Revolution und Weltrettung aufzuhalten. An allen Ecken der Stadt martern sie unsere Hirne mit unendlich gräßlichen Melodien und perversen Versen. (Ihr wißt schon: "Vorn ist das Licht des Herrn, schalte dein Hirn ab und folge ihm, lalalalala, ohohohoho". Slim Whitmans "Indian Love Call" ist ein Scheißdreck dagegen - und ihr habt ja gesehen, wie dieses Teil die großen grünen Hirne in große grüne Schleimpfützen verwandelt hat!) Unablässig bilden sich Menschenketten, die uns Kämpfer für Rock'n'Roll und wahre Werte aufhalten wollen. Alle strategisch wichtigen Punkte der Stadt sind von Regencape-Trägern mit Rucksäcken und Stadtplänen besetzt. Damit sie auch ja rund um die Uhr einsatzbereit sind, wurde die Stadt mit einem lückenlosen Netz von Gulaschkanonen und Teeausgabestellen überzogen. (Das hat allerdings wiederum den Vorteil, daß wir jetzt endlich alle Gastronomen der Stadt auf unserer Seite haben, da echte Rock'n'Roller eben auch bereit sind, ihr Geld für Bier und Whisky jedem in den Rachen zu werfen, der eine Kaschemme laufen hat.) Die Bullen stehen - klar! - auf Seiten der HEIMSUCHUNG und patroullieren schon seit Tagen in riesiger Anzahl durch die Stadt. Auch das Headquarter der Schweinevogel Army, Schwarwels "Basement", ist schon am ersten Tag einigermaßen überrannt worden. Zum Glück hat sich keiner die Comics genauer angesehen, sonst hätten die GLÄUBIGEN den Laden wahrscheinlich auseinandergenommen. (Gekauft hat natürlich auch niemand was!) Soviel zu den ersten Eindrücken von der Ostfront. ----- Demnächst mehr zu CHRISTLICHEM HEAVY METAL, JESUS-RAVES und einiges Offenbarendes mehr! ---- Und hey: Keine Gewalt! --------------------------- NO!!!


DIE GÖTTLICHE HEIMSUCHUNG Der zweite Tag Jun 21, 1997

Auge aus dem Epizentrum der göttlichen Invasion: "Kirchentag ist wie Love Parade in Zeitlupe". Wo Harald Schmidt recht hat, hat er recht. (Also eigentlich immer.) Überall in Leipzig watet man durch knietiefe Toleranz und Gesprächsbereitschaft. Das ist wie Ausnahmezustand. Man muß nur einem Protestanten ins verklärte Auge blicken und schwupp, wird man missioniert. Oder wenigstens in Gespräche über Gott und die Welt (harhar) verwickelt. Überhaupt scheint es so eine Art göttliche Dienstanweisung zu geben, wie die Kirchentags-Teilnehmer auszusehen und sich zu benehmen haben: Jeans (möglichst KEINE mit einem guten Namen - denn Jeans ist doch Jeans, oder?), "Marken"-Turnschuhe à la Deichmann oder Sandalen (strictly Birkenstock), Regencape, Rucksack, Stadtplan. Und irgendwas gelbes oder violettes muß auf jeden Fall dabeisein. Außerdem - gaaanz wichtig! - ist ein verstehendes, vertrauenerweckendes, gütiges (sozusagen offenes) Lächeln und eine gewisse Neugier auf die Menschen im Allgemeinen und die hiesigen Heiden im Speziellen auszustrahlen. Unablässige Hilfsbereitschaft ist unabdingbar! –––––– Demnächst mehr an dieser Stelle: über Kultur im Zeichen des Herrn und das orgiastische Gebet als Demonstration inbrünstigen Glaubens an ... äh ... hmm ... nunja ... –––––– Bis dann, also!