Kreuzer Leipzig – Tobias Prüwer
Gotham City hat Batman, über Metropolis wacht Superman, den Donjon mischt Herbert auf. Und Leipzig hat den Schweinevogel – das passt wie der Krähenfuss unters Auge. Kein anderer urbaner Aufwurf hat so einen eigenwilligen wie komischen Grantler verdient. Dabei spreizt Schweinevogel seine ähm: Schwingen keineswegs schützend vor den Heldenstädtern auf, sondern hält ihnen lieber den Spiegel vor. Der Typ hat eben Charakter. Schweinevogels Welt erscheint ganz so, als ob Frank Miller die Farm der Tiere an die Pleiße verlegt und Lewis Trondheim getuscht hätte. Hier gibt es kein plumpes Gut und Böse, nur Dumm und Dümmer in einem weiten Meer aus Grauzonen, welches der Lebenskünstler in Schweinchenrosa mit derbem Witz durchpflügt. 20 Jahre Schweinevogel? – Auch der kreuzer kann da nur gratulieren: »HOSSA!«
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Donis
Mein lieber Schweinevogel! Eigentlich sollte ich dich ja gar nicht grüßen, weil du mich aus deiner Heftchenwelt heraus über gefühlte Jahrhunderte nur mit Hass einbalsamiertest. Du hast mich immer als zu belächelnde Randgruppe ausgegrenzt. Hast nicht gespart mit Häme, Spott und Verteufelung meiner Passion. Hast dich darüber belustigt, wenn ich die beiden Pop-Wirrköpfe von den Sparks den Brüllorgien eines Lemmy Kilmister vorgezogen habe. Hast mich schon früh gebrandmarkt, als ich mich für Popeline und gegen Leder entschied. Wolltest mich in die Irrenanstalt einweisen, wenn ich behauptete, die Ramones hätten nur einen Song. Die Handschellen hast du mir dann angelegt, wenn ich mich auch noch erdreistete, festzulegen, dass man von denen am ehesten noch den “Pet Semetary”-Soundtrack hören könne. Hast mir in den 80ern in Person einer Metaller-Clique vor dem “Eden” aufgelauert, um mal so richtig Popper-Kloppe durchzuführen. Du bewarfst mich mit Eiern, weil ich Platten gehört habe, auf deren Cover kein Monster enthalten ist, sondern im schlimmsten Falle “nur Schrift”. Du hast mich Weichei gescholten, wenn ich sagte, man kann zwischen all den Splatterfilmen ruhig auch mal einen schönen, alten Gothic Horror-Schinken von Hammer Productions genießen. Du hast, als ich Kind war schon einen Auftragskiller angeheuert, weil ich einst zu meinen Eltern sagte, dass ich im Fernsehen lieber Filme “mit richtigen Leuten” sehen wolle. Du hast mich für verrückt erklärt, wenn ich, und das passiert oft, dazu bereit war, dass auch mal die Freundin den Tagesablauf bestimmt. Du hattest jedes Mal schon die Zwangsjacke in der Hand, wenn du wieder einmal einen 18-seitigen Artikel meinerseits in der Hand hieltest, in welchem ich über die Gemeinsamkeiten von Kevin Williamson-Filmen und Timbaland-Produktionen schwadronierte. Mein Lebensentwurf ist dein Feindbild, lieber Schweinevogel. Und dazu habe ich nicht einmal Ahnung von Comics. Aber über dich habe ich immer gern gelesen. Immerhin guckst du dir die feindlichen Popkultur-Bastionen ja wenigstens erst einmal an, bevor du sie in Atome zerstäubst. Das rechne ich dir hoch an, mein Lieber. Du hast mich in meiner “Popperschwein”-Karriere immer begleitet und manchmal vielleicht sogar auf den realsächsischen Boden zurückgeholt. Das hast du immer gut gekonnt und kannst es immer noch. Doch eines kannst du mir nun wirklich nicht vorhalten: In Sachen Alkoholkonsum war ich immer Rock’n’Roller. Nicht, dass ich mich damit rühmen wöllte, aber hier könnten wir ja tatsächlich besagten kleinsten Nenner gefunden haben. Sag ja, lieber Schweinevogel, sonst kann ich nie mehr ruhig schlafen. Und Popper brauchen ihren Haarlocken-Schönheitsschlaf. Unsere Hassliebe wird niemals sterben, da kannst du über meine Spezies herumhaten, wie du willst. Schweinevogel, ich grüße und liebe dich, auch wenn du das nicht willst. Lass weiterhin nichts anbrennen und halte die Rockerehre hoch. Einer muss es ja machen, wenn jetzt selbst die Scorpions und AC DC schlapp machen. Bleib Schwein, du Vogel! Dies ruft dir dein heimlicher Bewunderer Donis zu.
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Rockshoe
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Andreas Pasda
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Abo Alsleben
